Zur Publikation der neuen Arbeiten

Anlässlich des Arbeitskreis-Treffens von 2006 wurde eine erste Entwicklungsskizze des Geschlechts im Solothurnischen Niederamt für die Jahre 1500-1900 vorgelegt. Auch wenn durch Dokumente der Chorherrenstifte Beromünster und Schönenwerd, sowie des Benediktinerklosters St. Urban klar war, dass die von Veltheim schon im 13. Jahrhundert in der Nordwestschweiz nachweisbar sind, galt es nun auch noch ihre frühesten Vertreter zu suchen. Dies führte unsere Forschung in den Frickgau des beginnenden 11. Jahrhunderts, eine Welt, die in der frühen Schweizer Geschichte nur ansatzweise bearbeitet ist.

Für die Edlen von Veltheim war es dann eine deutsche Dissertation der Universität Freiburg Br., welche uns die Augen öffnete; und zwar nicht bloss über die eindeutig «schweizerische» Herkunft des Geschlechts, sondern auch über den namengebenden Ort Veltheim AG. Weil es in der Schweiz zwei Veltheim gibt, galt es zu erforschen, welches in Frage kam. Verwirrend für die ältere Forschung war gewesen, dass die wenigen vordergründigen Urkunden über das Geschlecht alle aus Ostsachsen stammten, und in der Nordwestschweiz, aus Gründen, die noch zu erörtern sind, für das Gebiet ihrer Herrschaft eine Urkundenwüste vorliegt. So kam es, dass die sächsische Forschung in dem so prominent gewordenen Geschlecht eine durchaus sächsische Herkunft suchten, die Schweizer Mediävisten in ihnen folglich Deutsche sahen, mit denen sie keine Zeit zu verlieren hatten. Mit diesem Perspektivenwechsel begann eine hochinteressante Kleinarbeit.

Diese Sippe, die in Veltheim AG aber sicher auch andernorts Grundherrschaften besass, und hier im Ostzipfel des burgundischen Königreichs lebte, beschloss um 1060 – nach dem burgundischen Anschluss ans deutsche Reich – nach Ostsachsen zu ziehen, um ihrem noch sehr jungen zum Bischof von Halberstadt erhobenen Bruder Bucco, Unterstützung zu geben. Sie verwurzelten sich in Ostsachsen rasch, stellten Bischöfe und Erzbischöfe sowie einen berühmten Reform-Abt. Schon Mitte des 12. Jh. erlangten sie die Grafenwürde von Osterburg.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts, bedrängt durch die expansive Politik der mit ihnen verschwägerten Askanier, verlegte sich schon die dritte Generation mit Graf Albrecht von Veltheim ins Hoheitsgebiet des neu gegründeten Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. Wahrscheinlich ebenfalls unter diesen Umständen, kehrte ein Nebenzweig in den Breisgau zurück, möglicherweise auf alten Familienbesitz. Dessen Nachfahren entwickelten sich unter dem Leitnamen Hugo zum Landadelsgeschlecht und starben in der männlichen Linie um 1400 aus. Wann der erste von ihnen sich in Richtung Nordwestschweiz vortastete, ist unklar. Suchte da jemand sogar den Weg zum namengebenden Veltheim und zum entsprechenden alten Besitz? Die ersten sicheren Namen erscheinen jedenfalls in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Einmal im Territorium des von Habsburg dominierten Gebietes im Aargau angekommen, ist bei den von Veltheim von Adel nirgends mehr die Rede. Sie gehören hier zum Stand der begüterten Grossbauern, stellen zwar einzelne Prälaten, doch der soziale Abstieg ist unübersehbar. In der werdenden Eidgenossenschaft lassen sie sich um 1500 zwischen Aarau und Olten nieder und werden so zu Untertanen der gnädigen Herren von Solothurn.

In der selben Epoche gehörten sächsische Veltheim einem ganz anderen Stand an. Sie besetzten regelmässig Hofämter am Herzogshaus der Welfen und betrieben als Lehen die lukrative Salzgrafschaft Schöningen. Sie besassen eine ganze Reihe von Burgen und Schlössern. So zum Beispiel: Destedt und Cremlingen seit 1306, Harbke seit 1308, Gross Bartensleben und Glentdorf seit 1438, die Veltheimsburg seit 1439 und Ostrau ab 1585.

Der wiedererwachten Familienforschung ist es zu verdanken, dass man von einander weiss und gelegentlich sogar freundschaftliche Kontakte pflegen kann.

– von Felten, Rolf, Die Edlen von Veltheim, 1020-1520, ein Geschlecht bewegt sich zwischen Aare und Elbe. Odilo Verlag Jens 2020.

– Bucco von Veltheim, ein Bischof geht in den Widerstand gegen König Heinrich IV., Odilo Verlag Jens 2020.